FOLLOW UP ZUR VORSTUDIE „DIGITALISIERUNG IN DER SPARTE TISCHLER UND HOLZGESTALTER“
Die zunehmende Digitalisierung der Wertschöpfungsketten eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten diese wirtschaftlicher zu gestalten und neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Im Rahmen dieser Vorstudie vom März 2017 wurde ein Status Quo über den Digitalisierungsgrad der Wertschöpfungsprozesse bei den Tischlereien in Salzburg und Oberösterreich erhoben. Im Zuge der geführten Interviews und nach Auswertung der Ergebnisse mit einem Wertschöpfungsprozessmodell wurde offenkundig, dass die regionalen Tischlereien in den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsprozessen den Grad der Digitalisierung noch nicht intensiv nutzen.
Das größtmögliche Potenzial der Digitalisierung ist gegeben, wenn der gesamte Wertschöpfungsprozess an den Kundenbedürfnissen ausgerichtet und in einem Gesamtsystem vereint wird. Aus diesem Grund ist es für KMU von zunehmender Bedeutung, sich mit dem Thema Digitalisierung entlang der Wertschöpfungsprozesse zu befassen. Unternehmen, welche die zunehmende Digitalisierung nutzen können um die Effizienz in den Wertschöpfungsprozessen zu steigern bzw. um die direkte Kundenansprache über neue innovative Dienstleistungen zu forcieren werden zukünftig einen Wettbewerbsvorteil erzielen.
Quelle: eigene Darstellung
In den Prozessphasen der (Projekt)planung/-entwicklung und der Leistungserstellung/-bereitstellung zeigt sich, dass die Digitalisierung verstärkt an Bedeutung gewinnt.
Quelle: eigene Darstellung
Bei dem Tischlereibetrieb stand die Optimierung des Zuschnittprozesses im Mittelpunkt. Ziel war die Einsparung eines Arbeitsschrittes sowie die Eliminierung von möglichen Bedienungsfehlern mit Hilfe der Automatisierung des Kennzeichnungs- und Zuschnittverfahrens. Die Reduzierung des Personaleinsatzes von zwei auf einen Mitarbeiter mit geringerer Qualifikationsanforderung wurde bei der Berechnung der Amortisierung des Investments miteinberechnet. Die Verkürzung der Durchlaufzeit von 66% bis zu 80% beim Zuschnitt war ein besonderes Effizienzmerkmal des neuen Fertigungsverfahrens.
Die Vereinfachung der Arbeitsprozesse von der Etikettierung bis zur Verleimung der Platten hätte wie folgt aussehen:
Die Auswahl des passenden Maschinenlieferanten wurde sehr stark auf Servicefaktoren und produktionstechnischen Kriterien aufgebaut. Die Flexibilität in Hinblick auf die Aufstellung der Maschine, der Höhe des Aufbau des Lagers sowie die einzigartige Etikettierungsmethode waren schlussendlich auschlaggebend.
Bei der Umsetzung des Projektes traten zahlreiche unvorhergesehene Herausforderungen auf, die im Widerspruch zu einigen Serviceversprechen des Lieferanten standen. Die Einbindung der neuen Maschine in den Produktionsablauf konnte trotz intensiven Anstrengungen nicht realisiert werden. Die Herausforderungen reichten hier von der mangelnden Stabilität des Prozesses bis hin zur doch aufwändigeren Bedienung der Maschine, die eine weit höhere Qualifikation und Erfahrung benötigt als ursprünglich angenommen.
Thomas Sams: „Die Herausforderungen reichten hier von der mangelnden Stabilität des Prozesses bis hin zu ungelösten Softwareproblemen bei der Ansteuerung der Maschine. Das Problem war schlichtweg, dass der Lieferant vor Auslieferung ohne unseres Wissens die SPS Steuerung samt Programmierung getauscht hatte, was zur Folge hatte, dass dies nicht wirklich ausgetestet war, zumindest für die Konfiguration unserer Anlage, i.e. automatisiertes Lager mit Etikettierer, Riemenförderer und Säge. Die Bedienbarkeit der Maschine war nicht das Problem, auch wenn der GF des Lieferanten gerne die Begründung hierfür gesehen hätte. Seitens der Maschinentechniker dieser Firma wurde uns mehrmals überdurchschnittliche Kompetenz an Fachwissen in dieser Thematik bestätigt.“
Der Erfahrungsbericht zeigt, dass die Wahl der passenden Technologie bis zur erfolgreichen Umsetzung in den Produktionsbetrieb Tischlereibetriebe vor große Herausforderungen stellt. Servicefaktoren spielen neben der technischen Leistungsfähigkeit der Maschinen eine bedeutende Rolle. Die Begleitung der Betriebe bis zum erfolgreichen Abschluß des Projektes und eine realistische Einschätzung der erreichbaren Performance und Prozessstabilität sind besonders erfolgskritische Faktoren.
Präsentation zur Vorstudie:
Besten Dank an Thomas Sams, Eigentümer der Tischlerei Schiffer & Sams, für diesen On Site Bericht durchgeführt von Mag. Margot Elwischger, MIM, MBA, Researcher im Fachbereich Logistik und Operations Management